Montag, 23. März 2015

4 LCWler werden zu „Venloopers“

Eine Woche, nachdem wir laufend mit einer kleinen Gruppe unseren Vorfahren einen Besuch im Neandertal abgestattet hatten, begab sich eine noch kleinere Gruppe des LCW, bestehend aus Dörthe, die kurzfristig für Marion eingesprungen ist, Danilo, Andreas und meiner einer auf die Party-Meile für Läufer – den Venloop im holländischen Venlo. “Goede morgen, Venloopers!”, so wurden wir in Venlo begrüßt! Für mich war es bereits die dritte Teilnahme an dieser in meinen Augen einzigartigen Veranstaltung; ich benutze hier bewusst nicht das Wort „Wettkampf“.

Warum „Partymeile“ und „einzigartig“?

Wenn man das nicht selbst erlebt hat was sich während des Laufs und entlang der Strecke abspielt, ist mein Gänsehautfeeling schwerlich nachzuvollziehen.. Nicht nur, dass es für den 10-km-Wettbewerb ca. 5000 gemeldete Starter und für den „Halve Marathon“ ca. 7350 Meldungen gab, sondern das ganze „Drumherum“ macht diese Veranstaltung so laufenswert. Man ist sowohl auf der 10-km-Strecke als auch beim „Halben“ nie ohne die unglaubliche Unterstützung der passiven Teilnehmer. Was die Holländer an Feuerwerk der Begeisterung und Stimmung für die Läufer am Streckenrand abbrennen, macht die Veranstaltung so erlebenswert. So werden ganze Straßenzüge mit Luftballons in den Nationalfarben geschmückt, Venloop-T-Shirts der letzten 9 Jahre auf Leinen über die Straße wie Wimpel gespannt, mobile Diskotheken aufgebaut, die Gartengarnituren und halbe Wohnzimmereinrichtungen auf die Straße gestellt, von eigens aufgestellten Steigern viele Läufer namentlich begrüßt, Stehtische mit alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken bestückt, jede Menge Trucks und Anhänger an den Straßenrand postiert, von denen Blaskapellen, Live-Bands und DJs aus riesigen Boxentürmen die Strecke und die Läufer mit Techno-, Volks- und Diskomusik beschallen. Und wenn es auch „nur“ ein Vater mit seinem kleinen Sohn ist, der auf dem Gepäckträger seines bunten Kinderfahrrads den Ghettoblaster aus seinem Kinderzimmer montiert hat, oder die Samba-Trommler, oder die vom Sponsor zu Hunderten verteilten Tröten und Rasseln … erlaubt und cool ist alles was Lärm und Rhythmus macht – und das über die vielen Stunden an denen die Läufer mehr oder weniger schnell an ihnen vorbei rennen, egal bei welchem Wetter. Manchmal ist es fast schwierig durch die ständig wechselnden Rhythmen seinen eigenen „Flow“ zu erhalten. Ständig werden den Läufern Hände zum Abklatschen in die Laufbahn gehalten und begünstigt durch den Namensaufdruck auf den Startnummern sind persönliche Anfeuerungsrufe wie „Hup Dirk, nog een bettje“ möglich – und das nach nur 5 km. Die unbeschreibliche Begeisterung und Stimmung überträgt sich schnell und andauernd auf die Läufer und trägt sie ins Ziel, vor allem wenn die Spucke knapp wird, die Oberschenkel anfangen zu brennen und die Wade zwickt. Der letzte Kilometer hat es dann noch einmal richtig in sich. Wenn der Endspurt teilweise über Kopfsteinpflaster durch die Altstadt Richtung Ziel führt, stehen die Zuschauer dicht gedrängt in mehreren Reihen hinter den Absperrungen und machen Alarm, um die letzten Körner zu mobilisieren.

Nach dem Ziel gibt es leider nur wenig Kulinarisches zum Auffüllen der leeren Speicher – Wasser, Isogetränke des Hauptsponsors und tonnenweise Bananen. Das können Veranstalter in Deutschland besser – und wenn es „nur“ die brückschen Bratwürste sind.

Ja doch, gelaufen sind wir ja auch! Bei recht kühlen 4 Grad haben wir Dörthe um 12.15 Uhr auf die 10-Kilometer-Strecke geschickt. Erstaunlich ist es doch, wie lange es dauert bis 6250 Läufer die Startlinie überquert haben. Die Spitze ging mit quietschenden Sohlen um die erste Kurve, während die Schlussläufer wohl eher den Spaß an der Freude suchten. Da unser Start für den Halben erst ab 14:00 Uhr angesetzt war, wärmten wir uns dann erst einmal wieder im Zelt auf und flößten uns noch ein paar Körner in Form eines von Marion selbst gebackenen Bananenbrots ein. Pünktlich zum Start schaffte es die Sonne nahezu alle Wolken zu verdrängen und den Blick auf einen blauen Himmel frei zu geben, sodass auch der Hubschrauber, der das Treiben von oben betrachtete und dokumentierte, freie Sicht hatte. Zu warm wurde es trotzdem nicht – ideales Läuferwetter! Nach dem Startschuss mit Konfettiregen hatten wir noch ca. 20 Minuten Zeit bis zum Überqueren der Startlinie um die Cheerleader und Feuerschlucker auf den Podesten zu beobachten und uns durch die wummernden Bässe der Musik auf die kommenden 21,0975 Kilometer einzugrooven.

Ins Ziel gekommen sind wir auch … irgendwie! Dörthe setzte ihr Ziel nach ca. 55 Minuten ins Ziel zu laufen in die Tat um. Danilo wurde durch einen nervenden Nerv an einer besseren Zeit als  1:55:09 Std. gehindert und  trübte ein wenig die Stimmung. Andreas deklarierte den Halben zum Test für sein operiertes Knie und musste sich mit 1:54:48 Std. zufrieden bzw. geschlagen geben. Aus der läuferischen Rolle fiel nur ich, indem ich mir die 2-Stunden-Marke zum Ziel gesetzt hatte und dank der euphorisierenden Kulisse trotz langer Verletzungspause eine neue Bestmarke mit 1:55:49 Std. für mich setzen konnte – geht doch!

Ich denke es ist auch deutlich geworden, dass ich für den Venloop 2016 auch ein wenig Werbung machen möchte. Wäre es nicht schön eine so tolle Veranstaltung mit noch viel mehr LCWlern zusammen zu erleben? Die Anmeldung wird ca. im August/September 2015 freigegeben - man darf allerdings nicht lange überlegen, denn die Startberechtigungen werden von Jahr zu Jahr immer beliebter – wer einmal „Venlooper“ gewesen ist, wundert das nicht!

(Bericht von Dirk Slembeck)

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